Vereint und rebellisch

Auf Entdeckung der Territorien der feministischen Ökonomie

09.06.2021
Colectiva XXK – Feminismos, pensamiento y acción und SOF Sempreviva Organização Feminista

Als wir diesen Text begannen, stellten wir uns drei ambitionierten Fragen: Was ist das Entscheidende an der Redimensionierung der Kontrollmechanismen des partriarchalen Kapitalismus und damit der Angriffe auf das Leben? Wie verändern sich die Formen zum Erwerb des Lebensunterhalts, und vertiefen sich dabei die bisher ausgeblendeten, feminisierten und rassifizierten Dimensionen des Systems? Und zu guter Letzt: Wie entstehen bei dem Versuch, an-12 statt des patriarchalen, globalen Kapitalismus das Leben in den Mittelpunkt zu stellen, neue Formen des Widerstands? Selbstverständlich konnten diese drei umfassenden Fragen hier nicht abschließend beantwortet werden. Sie boten jedoch den Anlass für eine gemeinsame Reflexion, die sich in diesem Dokument widerspiegelt.

Im ersten Kapitel vertiefen wir zunächst die Ideen von der Nachhaltigkeit des Lebens und vom Konflikt Kapital-Leben. Wir glauben, dass diese Konzepte derzeit eine Art „gemeinsames Gut“ bilden; also eine gemeinsame Sprache, von der ausgehend wir versuchen können, den aktuellen Stand des patriarchal-kolonialistischen Kapitalismus zu begreifen. Dann betreten wir ein weniger bekanntes Terrain: das dreifache Konzept von Körper-Zeit-Territorium, das, unseres Erachtens nach, sowohl für die Reflexion wie auch für eine Mobilisierung neue Perspektiven eröffnen kann. Danach erkunden wir zwei Phänomene, die unserer Ansicht nach besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, da in ihnen Grundvoraussetzungen für die Reartikulierung des Systems auf globaler Ebene debattiert werden. Auf der einen Seite fragen wir uns, ob wir derzeit einen „qualitativen Sprung” erleben, bei dem die zum Lebensunterhalt notwendigen Vorgänge auf den engen Rahmen der Kernfamilie beschränkt und mittelfristig das Gemeinwesen ausgehöhlt wird, während die Haushalte der Überwachung und Kontrolle gestärkter 13 Staaten unterworfen sind. Auf der anderen Seite untersuchen wir die für die Neugestaltung der Kontrolle durch die Unternehmen entscheidenden Entwicklung der Digitalisierung. Wir beharren dabei auf ihrer materiellen Basis und fragen uns, was es in diesem Kontext bedeutet, feministischen Widerstand zu organisieren.

Heute sind wir vielleicht mehr als je zuvor aufeinander angewiesen; wir müssen uns vereint und rebellisch fühlen. Wir müssen unser Blickfeld erweitern und verhindern, dass Mauern hochgezogen werden, die uns daran hindern zu sehen, dass die Erde groß ist und wir viele sind. Diese Seiten sind ein Versuch, miteinander im Gespräch zu bleiben. In unseren Territorien verwurzelt, aber über die Distanzen hinweg in enger Verbindung, versuchen wir, das Leben in Gemeinschaft ebenso wie unser eigenes Leben lebenswerter zu machen.

Downloads