Blick auf den Norden

Die nordischen Länder zeichnen sich seit Jahrzehnten durch einen ausgeprägten Wohlfahrtsstaat und starke Gewerkschaften aus. Daraus entstanden sind wohlhabende Gesellschaften mit geringer sozialer Ausgrenzung, weitreichender geschlechtlicher Gleichstellung und einem hohen Beschäftigungsanteil in der Bevölkerung.

Dennoch steht das "nordische Modell" zunehmend unter Druck. Die Region ist nicht immun gegenüber allgemeinen Dynamiken und Herausforderungen liberaler westlicher Demokratien: dem Aufstieg der extremen Rechte und des Rechtspopulismus, den neoliberalen Spar- und Privatisierungsbestrebungen, der Aushöhlung feministischer Errungenschaften, der sogenannten Flüchtlingskrise und der damit verbundenen Zunahme rassistischer Diskurse, und nicht zuletzt dem Kampf gegen die Klimakrise.

Die politischen Traditionen und der gesellschaftspolitische Kontext für das Entstehen und den Erfolg politischer Parteien und Bewegungen in der nordischen Region unterscheiden sich dabei erheblich von Land zu Land. Dies betrifft unter anderem die jeweiligen wirtschaftlichen Entwicklungen sowie das Verhältnis zur Europäischen Union und dem Europäischen Integrationsprozess.

Schwerpunkt dieses Dossiers ist die politische Analyse der Entwicklung der Linken in der nordischen Region, ihrer Herausforderungen und Chancen.

 

Titelbild: Jahrestagung der nordischen Ministerpräsidenten in Vestmannaeyjar am 26. Juni 2023 (IMAGO / Lehtikuva).